Eigene Forschungen

Freitag, 2. November 2012

SKINNY TIGER


SHOU HU FEI LONG
Hongkong 1990

Regie:
Lau Kar-Wing

Darsteller:
Karl Maka,
Sammo Hung,
Wu Fung,
Carrie Ng,
Wanda Yung,
Lau Kar-Wing,
Lung Ming-Yan,
Ni Kuang



„Kein Wunder, dass dir die Weiber davonrennen, du siehst aus wie ein sexuell total ausgehungerter Pfannkuchen. Bei deinem Gesicht rennt sogar eine Nymphomanin weg.“ [Skinny macht Fatty Komplimente]


Inhalt:

Die beiden bekumpelten Hongkong-Cops Skinny Mak [Karl Maka] und Fatty Lung [Sammo Hung] haben sich an die Fersen von ‚Kokain-König‘ Prince Tak [Lung Ming-Yan] geheftet. Sie schaffen es, das Vertrauen seiner Freundin Lai [Carrie Ng] zu gewinnen und diese gegen Tak auszuspielen. Als ihnen der Erfolg bereits sicher scheint, ruinieren sie bei einer Verfolgungsjagd mit dem Gagster jedoch die Hochzeitsfeier des Polizeichefs. Trotz der erfolgten Verhaftung Taks bringt ihnen diese Aktion eine Beurlaubung ein. Skinny und Fatty reisen nach Singapur, um den Kopf freizukriegen, und lernen dort – nicht zuletzt aufgrund der Bekanntschaft zweier reizender junger Damen – die Verlockungen eines Lebens ohne Verbrecherjagd kennen. Als sie nach Hongkong zurückkehren, um ihre Kündigung einzureichen, müssen sie allerdings erfahren, dass Tak bereits wieder auf freiem Fuß ist. Lai, die als Belastungszeugin gegen ihn aussagen sollte, wurde von seiner Bande umgebracht. Skinny und Fatty beschließen, dass das süße Leben noch etwas warten muss und planen, dem Gangster eine Falle zu stellen. Doch dieser hat bereits zwei Killerinnen auf die beiden angesetzt.

Kritik:

SKINNY TIGER ist das Aufeinandertreffen zwei der größten Publikumslieblinge des Hongkong-Kinos der 80er Jahre: Karl Maka und Sammo Hung. Zwar standen beide Darsteller schon häufiger gemeinsam vor der Kamera, dass sie sich jedoch die Hauptrollen teilten, war tatsächlich eine Neuheit. Während Karl Maka (der sich im Jahre 2000 aus dem Filmgeschäft zurückzog) in Deutschland fast ausschließlich durch die fünfteilige MAD MISSION-Reihe bekannt ist, ist der stattliche Sammo Hung auch hier ein bekanntes Gesicht, prügelte er sich doch recht häufig an der Seite Jackie Chans durch Kassenerfolge wie DER SUPERFIGHTER oder POWERMAN. Maka und Hung als ebenso schlagkräftiges wie hitzköpfiges Cop-Duo ist nun wahrlich – schon aufgrund ihrer optischen Gegensätze – nicht die schlechteste Prämisse für eine amüsante Actionsause: Hungs Fähigkeiten als Kämpfer sind trotz seiner beträchtlichen Leibesfülle unbestritten und Makas infantile Komik bedient zwar den eher tiefergelegten Humor des Hongkong-Mainstreams, wirkte jedoch – zumindest in der MAD MISSION-Reihe – auch auf das hiesige Publikum erheiternd (wozu zugegebenermaßen auch die grenzgeniale deutsche Vertonung ihr Scherflein beitrug).

Umso ernüchternder wirkt dann das tatsächliche Ergebnis: Offenbar verließ man sich dermaßen auf die Popularität der beiden Hauptdarsteller, dass man sich gar keine großartige Mühe gab, dem uninspirierten Drehbuch (das in fast schon schändlicher Einfallslosigkeit alle nur erdenklichen Buddy-Movie- und Copfilm-Klischees herunterbetet) irgendetwas Nennenswertes entgegenzusetzen. So entstand – trotz gelegentlich gelungener Stunts und Streitereien – ein nur halbgares Konglomerat aus Klamauk und Keilerei, das ungeachtet bester Voraussetzungen bereits in seinen Ansätzen steckenbleibt. Die überwiegend aus Gehampel, Grimassen und schlüpfrigen Bemerkungen bestehende Komik kann die ebenso spannungsarme wie unoriginelle Cop-jagt-Gangster-Story nur schwerlich aufwerten, während die fortwährende Hektik inklusive penetranter Dauerverbalattacke statt für Amüsement überwiegend für geplagte Nerven sorgt. Die tatsächliche Handlung ist dabei kaum der Rede wert und verzettelt sich häufiger in unwichtigen Nebensträngen, die zu allem Überfluss teilweise auch noch ins Nichts laufen. Negativer Höhepunkt ist dabei die sinnfreie Singapur-Episode, die mit dem Rest der Ereignisse kaum in Einklang zu bringen und später auch kein Thema mehr ist. Wirkliche Höhepunkte in Sachen Humor oder Action sind rar gesät. Glanzlicht für beide Sparten dürfte der Moment sein, in welchem Skinny und Tiger dem Gangster Tak seinen Luxusschlitten klauen und diesen – während der Beraubte laut schimpfend hinterher rast – in voller Fahrt fachgerecht verschrotten, zunächst durch simple Kratzer auf dem Autodach, später durch gezieltes Entlangschrammen an der Tunnelwand.

Den Hauptdarstellern ist kaum ein Vorwurf zu machen. Karl Maka agiert zwar lediglich im altbekannten MAD MISSION-Modus, was jedoch – sofern man gewillt ist, sich darauf einzulassen – gut funktioniert, und Sammo Hung ist sich nicht zu schade, sich zur Not auch mal gehörig zum Affen zu machen. So schiebt er seine überschüssigen Pfunde wild zappelnd durch die Disco und schleudert dabei seine Tanzpartnerinnen erst über die Tanzfläche und dann versehentlich mit voller Wucht in die Ecke des Raumes. Dass Fatty jedoch eine Geiselnahme dadurch löst, dass er die Gangster unnötig zur Waffengewalt provoziert und damit das Leben der Geiseln unnötig gefährdet, ist ein weiterer unbesonnener Augenblick, welcher Sympathien schnell wieder zunichtemacht. Ohnehin ist der Härtegrad für eine Komödie durchaus beachtlich, beißen doch einige Figuren auf recht unschöne Art und Weise ins Gras. Zwar sind die betreffenden Szenen schnell vorbei, wären aber dennoch eher in einem klassischen Knochenbrecher-Spektakel härterer Gangart zu vermuten gewesen als in einem humoristischen Buddy Movie. Nach etwa einer Stunde Laufzeit wird das Tempo erfreulicherweise doch noch etwas angezogen: Zwar sind die beiden auf die Hauptfiguren angesetzten Killerinnen recht schnell wieder abserviert, sorgen aber dennoch kurzzeitig für bereits gar nicht mehr möglich gehaltenen Nervenkitzel, und auch die Kampfszenen im Finale können sich blicken lassen. Der abschließende Budenzauber hingegen wirkt, als wäre den Machern kurz vor Schluss noch eingefallen, dass jeder Actionfilm auch eine Explosion benötigt.

Für Lau Kar-Wing war SKINNY TIGER (den FATTY DRAGON hat man beim deutschen Verleih kurzerhand unterschlagen) die letzte Regiearbeit. Generell war Kar-Wing auch eher vor als hinter der Kamera aktiv, war in den 70er Jahren u. a. in mehreren Produktionen der Shaw Brothers als Schauspieler zu sehen. Vielleicht liegt es an seiner Unerfahrenheit als Regisseur, dass SKINNY TIGER – trotz einiger lichter Momente – bei weitem nicht der Knaller geworden ist, der er hätte werden können. Fast schon unüblich für einen Beitrag aus dieser Sparte (und damit ebenfalls in absolut krassem Gegensatz zu MAD MISSION stehend) gleicht sich auch die deutsche Synchronisation dem Durchschnitt an und kann nicht wirklich Boden gut machen. Für Fans des Hongkong-Kinos taugt NUTTY KICKBOX COPS (Alternativtitel) immerhin als gepflegtes Happening für den kleinen Hunger zwischendurch: etwas Action, reichlich Albernheit und gerngesehene Akteure, zwar frei von Innovation, doch vom Bodensatz entfernt genug. Hätte aber gerne etwas fetter sein dürfen! 

Laufzeit: 100 Min. / Freigabe: ungeprüft

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