Eigene Forschungen

Freitag, 12. Dezember 2014

DER HOBBIT - DIE SCHLACHT DER FÜNF HEERE


THE HOBBIT – THE BATTLE OF THE FIVE ARMIES
USA, Neuseeland 2014

Regie:
Peter Jackson

Darsteller:
Martin Freeman,
Richard Armitage,
Orlando Bloom,
Lee Pace,
Benedict Cumberbatch,
Luke Evans,
Evangeline Lilly,
Aidan Turner



Inhalt:

Der Hobbit Bilbo Beutlin [Martin Freeman] hat gemeinsam mit Thorin Eichenschild [Richard Armitage] und seiner Schar von Zwergen den Einsamen Berg erreicht und den sagenumwobenen Goldschatz seines Volkes zurückerobern können. Doch erzürnten sie dabei den gefährlichen Drachen Smaug [Benedict Cumberbatch], welcher nun in Richtung Seestadt fliegt, um sich an den Menschen zu rächen und alles in Schutt und Asche zu legen. Unter der Führung des tapferen Fährmanns Bard [Luke Evans] flieht das Volk der Menschen in die Berge. Währenddessen formiert sich eine Elbenarmee, um von Thorin einen Teil des Schatzes zu forden. Obwohl dieser einst sein Ehrenwort gab, verfällt er dem Goldfieber und wird seinem Versprechen untreu. Stattdessen sucht Thorin wie besessen den legendären Arkenstein, einen der wertvollsten Juwelen überhaupt. Der Stein jedoch befindet sich im Besitz Bilbos. Während sich die Elben zum Krieg rüsten, versucht Bilbo mithilfe eines geschickten Handels das große Blutvergießen zu verhindern.

Kritik: 

Nachdem für den Hobbit Bilbo Beutlin EINE UNERWARTETE REISE begonnen hatte, die ihn unter anderem auch durch SMAUGS EINÖDE führte, findet er sich schließlich in der SCHLACHT DER FÜNF HEERE wieder, die das finale Kapitel der HOBBIT-Trilogie einläutet und die in den Vorgängern so lustvoll ausfabulierte Geschichte in überlangem brachialem Kampfgedonner kulminieren lässt. Das führt zu jeder Menge Krach und strotzt nur so vor aberwitzigen Momenten, führt einem im selben Augenblick jedoch auch noch mal deutlich vor Augen, wie sehr man aus einer Buchmücke einen Kinoelefanten gemacht hat. Die größtmögliche Auswalzung einer in der literarischen Vorlage doch sehr überschaubaren Geschichte auf drei überlange, durch ihren verschachtelten Aufbau, theatralischen Dialog und Hang zur großen Geste stets Tiefsinnigkeit behauptende Leinwand-Epen zollt nun ihren Tribut, läuft letztendlich doch alles auf eine höchst banale Schlusspointe hinaus: Alles haut sich auf die Goschn, bis keiner mehr steht.

Um dieses möglichst ausladend zelebrieren zu können, wird zunächst der in Teil 2 in konzentrierter Akribie aufgestaute Konflikt mit dem Drachen Smaug [Benedict Cumberbatch] auf fast schon grotesk anmutende Weise in einer simplen Fußnote abgehandelt und klärt sich dermaßen hurtig, dass er bereits bei Titeleinblendung kein Thema mehr ist. Bedenkt man, wie sehr dieser Charakter und die angeblich von ihm ausgehende Gefahr den Vorgänger dominierten, ist dieser Umstand doch zumindest irritierend. Der Rest der Spielzeit beschreibt die unaufhaltsame Zuspitzung einer kriegerischen Kollision, die schließlich in dem titelgebenden Großereignis mündet. Dieses ist dann auch erwartungsgemäß von ausufernder Gigantomanie und fackelt ein aberwitziges Feuerwerk absurder Situationen ab, oft gefährlich nah an der Grenze zur Selbstpersiflage, manchmal auch deutlich darüber hinaus – eine pompöse, kaum enden wollende Pixel-Parade mit Cartoon-Charakter und ohne Scheu vor Übertreibung und Exzess.

Dass ein solches Massenspektakel seinen kolossalen, sich über zwei ausladende (wenn auch großartig inszenierte) Kinoabenteuer erstreckenden Vorbau eigentlich gar nicht nötig gehabt hätte, darf kaum bezweifelt werden. Umso ernüchternder ist es da, dass einem nach zwei Vorläufern auch die in die Schlacht verwickelten Charaktere größtenteils noch immer gleichgültig sind. Wer den Löffel reicht oder mit heiler Haut davonkommt, interessiert kaum; die Protagonisten bleiben belanglose Schießbudenfiguren. Lediglich Zwergenkönig Thorin Eichenschild erhält so etwas Ähnliches wie Profil, droht er doch angesichts angehäufter Reichtümer auf die böse Seite gezogen zu werden. Aber auch dieser Konflikt löst sich alsbald ebenso schnell wieder in Rauch auf, wie er gekommen ist, ohne, dass es großartig Konsequenzen hätte. Ähnlich verhält es sich mit dem im Vorgänger begonnenen, ohnehin reichlich unmotivierten Liebesgeplänkel zwischen der Elbin Tauriel [Evangeline Lilly] und dem Zwerg Kili [Aidan Turner], dessen Auflösung sich schließlich als ärgerliche Banalität am Rande der Lächerlichkeit entpuppt.

Bilbo Beutlin, immerhin Namensgeber der Trilogie, verkommt indes dermaßen zur Randfigur, dass man schon beinahe überrascht ist, wenn er sich mal wieder ins Bild schiebt. Martin Freeman, obwohl quasi perfekt besetzt, bekommt somit auch abermals kaum Gelegenheit, sein Potential voll auszuspielen, bleibt stattdessen eine zwar ulkige, doch auffallend unterentwickelte Nebenrolle, von der man am Ende schlichtweg gern mehr gesehen hätte. Der Epilog, in dem er schließlich in sein Heimatdorf zurückkehrt, wirkt nach der vorhergehenden stundenlangen Schlachtplatte daher auch merkwürdig fehl am Platze und mag sich nicht so recht ins Gesamtbild einfügen. Die Auftritte der übrigen bekannten Charaktere, allen voran Saruman [Christopher Lee], Elrond [Hugo Weaving] und Galadriel [Cate Blanchett], erwecken derweil den Eindruck einer reinen Pflichtabhandlung, inhaltlich nicht unbedingt zwingend notwendig, oftmals lediglich vorhanden, um Querverbindungen zum aufgebauten Universum herzustellen oder simplen Fan-Service zu betreiben.

Hat man jedoch erst einmal akzeptiert, dass man es hier nicht mit einem zweiten DER HERR DER RINGE zu tun hat, bereitet der Abschluss der HOBBIT-Trilogie allen Defiziten zum Trotze doch ausnehmend viel Vergnügen. Da sich offenbar wohl auch die Macher im Klaren darüber waren, hier kein keinen neuen Meilenstein in die Filmgeschichte zementieren zu können, würzten sie ihren finalen Schlag mit einer gehörigen Portion Selbstironie, die das brachiale Geschehen ausreichend auflockert und über weite Strecken angenehm bei Laune hält. Den Rest besorgen die zweifellos überragenden Schauwerte, welche allein schon die bombastgeschwängerte Abschlussepisode zur sehnervkitzelnden Feierlichkeit werden lassen. Dramaturgisch insgesamt sicherlich schon allein aufgrund der Inkompatibilität innerhalb des Gesamtkonzepts gescheitert, erzählerisch gleichzeitig vor jeder Raffinesse kapitulierend, reiht DIE SCHLACHT DER FÜNF HEERE stattdessen in tricktechnischer Vollendung Attraktion an Attraktion, um sein Publikum als Wiedergutmachung für mangelnde Substanz zumindest mit eminentem Pomp erschlagen zu können, und ist dabei auf fast schon unverschämte Art und Weise enorm unterhaltsam.

Ein deutlich erhöhter Trash-Gehalt und endgültig eingezogene Trivialität lassen sich kaum leugnen; in visueller und tricktechnischer Hinsicht ist das abschließende HOBBIT-Abenteuer jedoch nach wie vor überragend und spielt außerhalb jeder Konkurrenz. Die ausschweifenden Prachtpanoramen erfreuen das Auge, das tollkühne Kampfgetümmel sättigt die Sensationslust, und der bildgewordene Wahnwitz macht mächtig Laune. Ob man ein 300-Seiten-Buch auf insgesamt ungefähr 500 Filmminuten hätte ausdehnen müssen? Gewiss nicht. Aber großartig geschadet hat es eigentlich auch nicht.

Laufzeit: 144 Min. / Freigabe: ab 12